Wie bereits in einem früheren Beitrag erwähnt, wurde ich von der Familie Hench eingeladen mit unserem Bus einen Ausflug ins schöne Churfranken zu unternehmen und bei ihnen vorbeizuschauen. Wer schlägt schon eine solche Einladungen aus, bei der das Versprechen im Raum steht neue Weine zu entdecken? Daher wird sich dieses Mal alles um den Wein drehen – Bühne frei!
Probieren geht über studieren
Was gibt es schöneres als Weine dort zu verkosten, wo sie wachsen? Daher starteten wir bei meinem Besuch beim Familienweingut Hench in Bürgstadt direkt am ersten Abend in der Premium Weinlage „Mainhölle“ mit Spätburgunder und Pinot Meunier. Was für eine Aussicht!
Am nächsten Tag, bei strahlendem Sommerwetter, setzte sich die kulinarische Entdeckungstour bei einer herzhaften fränkischen Vesper (das hausgemachte Weinblatt-Pesto 🥰) und einem Streifzug durch die Weinkarte fort.
Genug der Worte – lassen wir die Weine für sich sprechen
Der überraschende Sommerwein – Ortega
Die in Franken gezüchtete, relativ früh reifende Rebsorte Ortega wurde in der jüngeren Vergangenheit von nur noch wenigen Winzern angebaut. Im Weingut Hench hat sie jedoch lange schon ein Zuhause und erfreut sich einer begeisterten und stetig wachsenden Fangemeinde. Der frische Sommerwein präsentiert sich mit fruchtigen und blumigen Noten und durch seinen trocknen Ausbau ist er für mich der perfekte Wein um ihn auf der Terrasse mit Freunden zu genießen!
Was für ein Mundgefühl – Weissburgunder R
Hier spielt der „Barrique“ Pionier aus Churfranken seine ganze Erfahrung aus, schließlich wird im Weingut Hench bereits seit 1993 fränkischer Wein auch mit Holzkontakt ausgebaut.
Die Nase offenbart dezente Vanille- und Karamellnoten, ergänzt durch Anklänge von Oregano und weißen Blütenaromen. Die saftig animierende und gut eingebundene Säure sorgt dafür, dass man immer einen Blick auf die Flasche behält um sich das nächste Glas zu sichern.
Einzigartig in Bürgstadt – St Laurent
Im wahrsten Sinne des Wortes „einzigartig“, da es kein anderes Weingut in der nahen Region gibt, das St. Laurent anbaut. Während seiner Ausbildung in Veitshöchheim hat Peter, der erst diesen Sommer das Weingut übernommen hat, die Vorzüge dieser Rebsorte kennen und lieben gelernt. Der Weinberg und die Reben mussten sich erst ein wenig aneinander gewöhnen und nach anfänglichen Herausforderungen, werden Weingeniesser heute mit einem lebendigen Rotwein belohnt. Cassis, rote Paprika, Thymian und Zimtnoten umspielen die Geschmacksknospen. Dank eines nahegelegenen Waldes, der kalte Ost-Luft abhält, besitzt der Wein eine runde Säurestruktur und ein weiches Mundgefühl.
Die „Königin“ der Rotweinreben – Pinot Noir (Spätburgunder)
Bereits beim Annähern an das Weinglas lockt schon der Duft von Gewürznelke und einem Potpourri von roten Beeren erst einmal inne zu halten und die Vorfreude zu empfinden. Im Mund beeindruckt die kräftige Struktur dieses trockenen und traditionell ausgebauten Rotweins, der klassisch im Holzfass gereift ist. Wenn die (Main)Hölle“ so schmeckt, wer möchte dann noch in den Himmel?
Das geht auch mit Kastanie – Pinot Meunier
Der Einfluss der Holzart ist immer wieder ein interessantes Diskussionsthema. Daher ist es umso erfreulicher, ein solches Beispiel im Glas zu haben. Der Pinot Meunier durfte im Edelkastanienfass heranreifen und verleiht dem Wein seine volle Kraft, ohne dabei zu dominant zu wirken. Würzige Aromen harmonieren mit leichten Noten von schwarzen Früchten, und die Qualität des Weins zeigt sich in einem mineralischen Nasengefühl. Eine spannende und gelungene Kombination!
„Es ist nie zu spät einen Frühburgunder zu trinken“
Fast jedes Weingut in Bürgstadt bietet einen Frühburgunder auf der Weinkarte an, daher muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um aufzufallen. Dieses Exemplar schafft das wunderbar! Mit einer extrem geringen Erntemenge von nur circa 2000-3000 Litern wird auch dieser Rotwein unfiltriert abgefüllt und empfängt den Weinentdeckenden ausdrucksstark. Leicht rauchige Aromen, präsente schwarze Früchte, eine ätherische Note und dezente Anmutungen an Tee bringen Spannung in die Nase. Im Mund erfreut eine dezente Säure und die 15 Monate Holzkontakt spiegeln sich in einer leicht austrocknenden Phenolstruktur wider. So geht Tradition in Churfranken!
Handarbeit in Reinform – Handmade 2021
Bitte entschuldigt, wenn ich es so direkt ausdrücke, aber das erste, was mir in den Sinn kam war: „Was ein Maul voll Wein“. Da hält man automatisch erst mal inne und lässt das wirken, was man da im Mund hat.
„Handmade“ ist eine exklusive Selektion aus Rotweintrauben, die mit der Macération Carbonique (intrazelluläre Gärung) vergärt und nach dem ersten Frühlingsvollmund gepresst wurde.
Die 12-15 Monate Reifezeit im Barrique machen sich durch balsamische Aromen, Stroh und Trockenfrüchtenoten angenehm bemerkbar und das Mundgefühl … das hatten wir ja schon 😉
Pinot Meunier, der Zweite – Blanc de Noir / Weissherbst
Dieser Wein ist nicht wirklich mit seinem „großen Bruder“ aus dem Kastanienfass zu verwechseln, da diesmal die roten Trauben als Weissherbst bzw. Blanc de Noir ausgebaut wurden. Der junge Wein durfte etwa sechs Monate auf der Feinhefe lagern und wurde gelegentlich manuell „aufgerührt“ (Bâttonage). So präsentiert er sich etwas fruchtbetonter, aber trotzdem mit einem vollen Mundgefühl.
Eine Begegnung voller Überraschungen und Genuss!
Es hat unglaublich viel Freude bereitet die Weine des Familienweingutes Hench entdecken zu dürfen. Jede Flasche hatte ihre Besonderheiten, und das Gesamterlebnis hat mich immer wieder überrascht. Besonders beeindruckend war auch das Engagement der Familie für Nachhaltigkeit, die gelungene Verbindung zwischen Moderne und Tradition sowie ihre Weinbereitungsphilosophie.
Die Weine haben mich wirklich überzeugt, und das wurde auch von der Jury des International Organic Wine Award bestätigt. Bei den Frühjahrsverkostungen 2022 und 2023 erhielten die Weine insgesamt fünf Gold- und sechs Silbermedaillen. Unter diesem Link könnt Ihr die Ergebnisse im Detail einsehen.
Dazu einfach nur bei Weingutname „Hench“ eingeben und alle Ergebnisse entdecken.
Hench-Weine: Eine Entdeckung in Churfranken!
Mein kleiner Ausflug in die faszinierende Welt der Weine aus Churfranken war eine wahre Entdeckungsreise. Vom ersten Moment an, als wir in der atemberaubenden Premium Weinlage „Mainhölle“ in Bürgstadt ankamen, bis hin zu den letzten Tropfen, die wir verkosteten, erlebte ich die Leidenschaft und Hingabe, die in jedem Hench-Wein steckt.
Die Vielfalt der Weine, von überraschendem Ortega bis hin zu kraftvollen Pinot Noirs und Pinot Meuniers, spiegelt die Weinphilosophie der Familie und das Terroir dieser Region wider. Es war nicht nur ein Fest für den Gaumen, sondern auch ein Einblick in die Herausforderungen eines Familienweinguts, das Tradition und Moderne vereint und für die nächste Generation sichern möchte.
Es gibt viel für Weinliebhaber und Freunde des guten Genusses in Churfranken zu entdecken – viel Spaß bei Eurer Erkundungsreise!
PS
Für Hintergrundinformationen zur Geschichte des Familienweingutes und seiner Philosophie im Keller, empfehle ich einen Blick auf den früheren Blogbeitrag.