Tag der offenen Türe für die Weingewölbe – oder wo geht es hier zu den Kuhkapellen?

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Wohin?
Ja genau richtig gelesen – zu den Kuhkapellen!

Und was muss man sich darunter vorstellen?
Wunderschöne Weingewölbe, die früher als Viehställe (meist Kühe) genutzt wurden – daher der Name!

Jedes Jahr veranstaltet die Interessengemeinschaft Rheinhessische Weingewölbe einen Tag der offenen Tür, den ich auch diesmal wieder genossen habe.

Vinocamp Rheinhessen

Wir haben uns bereits im Vinocamp Rheinhessen auf die Veranstaltung eingestimmt, wo wir in den schönen Weingewölben der Weingüter Bayer-Bähr und Scherner-Kleinhanß unsere Sessions abgehalten haben.

Geschichtlicher Exkurs zu den „Kuhkapellen“

Beginnen wir mit einem kurzen Ausflug in die Geschichte:

Bis etwa 1800 wurden die meisten Ställe in Fachwerkbauweise errichtet. Aufgrund der beginnenden Intensivierung der Viehzucht bestand jedoch eine erhöhte Brandgefahr durch die Verdunstung und die Exkremente der Tiere sowie durch das darüber gelagerte Stroh. Ein solcher Brand bedrohte natürlich die Existenz des Betriebes. Aus diesem Grund empfahl der von der großherzoglich-hessischen Regierung gegründete „Landwirtschaftliche Verein“ mit der Aufgabe betraut, die Agrarwirtschaft zu modernisieren, einen neuen Gebäudetyp – aus Stein und auf der Grundlage sakraler Elemente. Der pfälzische Kirchenbaumeister Franz Ostermeyer errichtete die ersten „Kuhkapellen“ in Rheinhessen und bildete bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts rund 50 Maurermeister in seinem Handwerk aus. Kühe in Sakralbauten, das kannten die Rheinhessen schon aus der napoleonischen Zeit 🙂
Die örtlichen Gegebenheiten unterstützen die Bautätigkeit entsprechend, denn Sandstein und Bruchsteine waren in ausreichender Menge und direkt vor der Haustür, in den örtlichen Steinbrüchen, vorhanden. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Sandsteinsäulen durch die moderneren Eisensäulen ersetzt. Ende des Jahrhunderts ersetzte der technische Fortschritt beim Bauen mit den neuen Kappendecken die „Kapellenbauweise“. Dies führte im Laufe der Jahre zum Bau von rund 300 Kreuzgewölbeställen in Rheinhessen.

Die heutige Bezeichnung „Rheinhessische Weingewölbe“ finde ich etwas irreführend, denn als ich diesen Begriff zum ersten Mal hörte, dachte ich, es handle sich um Kellergewölbe.

Menger Winery, Eich

Für dieses Jahr hatte ich vier Weingüter ausgewählt, die wir auf einer kleinen Tour im Osten von Rheinhessen besuchen wollten.
Wir begannen mit dem Weingut Menger in Eich, das neben der schönen Kuhkapelle eine weitere Besonderheit aufweist.
Die Rebsorte Malvesier – Martin Luthers Lieblingswein – im Jubiläumsjahr in einer erweiterten Palette, von trocken bis edelsüß.

Schwanenhof Winery, Alsheim

Danach fuhren wir sozusagen „gleich um die Ecke“ ins benachbarte Alsheim und hielten im Weingut Schwanenhof. Auch hier warteten Köstlichkeiten in flüssiger und fester Form auf uns 😉

Besonders hübsch fand ich auch den Garten neben dem Weingewölbe.
Ein perfekter Ort, um an einem gemütlichen Samstagnachmittag in Rheinhessen zu verweilen.

Als nächste Station war der Gourmet-Service Danz in Guntersblum vorgesehen – leider standen wir dort, an der angegebenen Adresse, vor verschlossenen Türen.
Wie schade! Aus vier wurden drei 🙁

Paul Frank Winery, Nierstein

Fahren wir also weiter – nach Nierstein – zum Weingut Paul Frank. Hier fanden wir eine Kuhkapelle mit Eisensäulen. Nach Angaben des Juniorchefs gibt es davon nur zwei in der Interessengemeinschaft – eine kleine Rarität. Auch die kleine Kunstausstellung von Uschi Sander aus Nierstein fand ich sehr ansprechend.

Fazit