Vinocamp Rheinhessen 2022 und die Facetten der Nachhaltigkeit im Weinbau

Inhaltsverzeichnis

Vom 01 bis 03. April, bei richtigem Aprilwetter, trafen sich fast 60 Weinenthusiasten und -profis im Winzerkeller in Ingelheim zum regen Austausch, Informieren und natürlich Verkosten.

Was braucht es, dass das Vinocamp stattfinden kann?

Erfreulicherweise haben bereits einige einen Blog zum VCRhh2022 veröffentlicht und ihre Erlebnisse anschaulich geschildert – aber wann beginnt denn eigentlich die Planung für ein solches Event?

Circa ein halbes Jahr Vorlauf plane ich meist ein, aber – und so auch wieder dieses Jahr – am Ende wird es doch eng 😁

Der allererste Schritt besteht darin einen Termin zu finden, der mit Rheinhessenwein eV, der Lokalität, und dem Catering vereinbart werden muss. Das ging glücklicherweise recht zügig und alle haben an einem Strang gezogen. Bei einem ersten persönlichen Treffen konnten wir bereits Details klären. Wer kann welchen Part unterstützen und was im Groben benötigt?! Hier hatte ich auch mit dem Team der Vinothek eine gute Unterstützung vor Ort, die die Informationen an die Weingüter weiterleiten konnte.

Im Anschluss kommt dann die Fleiß Aufgabe alle weiteren Sponsoren zu kontaktieren und abzuklären. Wer ist auch dieses Mal wieder dabei, oder wer kann das Vinocamp vielleicht nicht mehr unterstützen? Wir hatten dieses Jahr tatsächlich nur einen „Ausfall“. Ihr wusstet wahrscheinlich nicht, was das laute Poltern damals  bedeutete, aber es war der Stein, der mir vom Herzen fiel. 😂 
Allen Sponsoren ein herzliches Dankeschön für die anhaltende Unterstützung an dieser Stelle!

Denn, wie Ihr sicher wisst, steht und fällt das Vinocamp mit dem Sponsoring. Sonst müsste ich mich mit den Preisen marktwirtschaftlich orientieren und damit könnten wir nicht in der ungezwungenen und entspannten Atmosphäre zusammenkommen, die wir alle so lieben.

Dieses Mal hatte ich mit Jerôme von Bottlestops eine tolle Unterstützung und wir konnten im Team agieren, was sehr hilfreich war. 🙏

UND … viele von Euch haben ihre Hilfe bei der Organisation für nächstes Mal angeboten – da kommen wir sicher drauf zurück! Vielen Dank!


Der Auftakt am Freitag in Ingelheim • Planwagenfahrt bei winterlichen Temperaturen

Pünktlich um 17 Uhr traf sich unsere bunte Gruppe aus „Vorab-Angereisten“, „Alte-Hasen“ und Neugierigen im Winzerkeller auf ein erstes Gläschen Secco vom Weingut Merl, das von der Vinothek, also im Namen der Ingelheimer Winzer, uns passend begrüßte. Gut ausgestattet mit weiteren Weinspenden der Vinothek und von PIWI International/Deutschland fand die Mehrheit Platz im Planwagen, den wir von der Stadt Ingelheim freundlicherweise gesponsort bekamen. Ein perfekter Start für unsere kleine Rundfahrt!

Wir machten Station bei Jan vom Weingut Singer-Fischer in Gross-Winternheim, wo wir einen Einblick in die Secco Bereitung erhielten und das Steckenpferd von Lena kennenlernen durften – schmackhafte rheinhessische Sekte!

  • Riesling Brut
  • Gelber Muskateller Brut

Mit der ersten Verspätung im Gepäck ging es wieder zurück nach Ingelheim zum Weingut Hamm an der Burgkirche wo wir mit Martin bei einer kleinen Besichtigung des Kellers folgende Ingelheimer Gewächse verkosten durften:

  • Ingelheimer Riesling „Akazie“ trocken
  • Ingelheimer Chardonnay trocken

Den Abschluss unserer kleinen Tour bildete das Weingut Mett. Jürgen erzählte uns anschaulich, wie es dazu kam, dass sie von einem (befreundeten) französischen Küfer, eigens auf ihren Wein zugeschnittene und individuell angefertigte Fässer erhalten hatten.
Das kann halt passieren, wenn man solche Freunde hat 😂

Passend zur Rotweinstadt, gab es hier einige stoffige Burgunder zu verkosten:

  • Pares Frühburgunder 2019
  • Pares Spätburgunder 2018

Zu Fuß mussten wir nur eine kurze Wegstrecke zurücklegen, um zum gemütlichen Ausklang des Abends kommen zu können – dem Abendessen im Ingelheimer Winzerkeller. Ein runder Abschluss!

Sehr froh bin ich, dass viele das spezielle Angebot vom IBB in Ingelheim in Anspruch genommen haben und verantwortungsbewusst nicht mehr Auto fuhren!

Don’t drink & drive!


Samstags im Gewölbekeller • das regionale Vinocamp in Rheinhessen

Bei den kalten Temperaturen draußen, war es eine Wohltat, dass wir es uns im renovierten Gewölbekeller des Winzerkellers gemütlich machen konnten. Nach einer kleinen Stärkung mit Kaffee und Tee – wobei ich glaube vielleicht sogar schon eine geöffnete Flasche gesehen zu haben 😉 – legten wir pünktlich mit unserem Programm/Nichtprogramm los.

Unsere Teilnehmerrunde setzte sich auch dieses Mal wieder aus einigen Wiederholungstäter:innen und absoluten Neulingen, die sich gar nichts unter dem Format vorstellen konnten, zusammen. Ebenso waren Winzer:innen, Weinprinzessinnen und Weinberater ebenso dabei, wie Weinliebhaber und – enthusiast:innen. Diese Mischung ist es, die die Dynamik des Formates bedingt!
Informativ, unkonventionell und alle auf Augenhöhe miteinander! 🥰

Die Sessionplanung erbrachte so viele tolle Impulse und Vorschläge, dass wir teils sogar vier Sessions gleichzeitig laufen hatten. 👍 

Folgende Themen wurden bei den Sessions behandelt:

  • Gemischter Satz aus Rheinhessen, Franken, Rheingau, Mosel & Nahe. Eine kleine Einführung
  • Terroir – Was bedeutet gU & ggA?
  • Nachhaltigkeit – ganz allgemein betrachtet
  • PAR-Ausbildung – Was kann man sich darunter vorstellen?
  • PIWIs – Was ist das überhaupt?
  • Geniesserorte in Rheinhessen – Wer kennt was?
  • Spontan vergoren & unfiltriert. Schmeckt das?!
  • PIWIs – Wie ist das mit der Vermarktung?
  • Weinmajestätinnen – Ist das Amt noch zeitgemäss?
  • Regenerative Energien im Weinbau

Die Zeit verflog wie im Nu und schon hieß es sich zu stärken, bevor die Podiumsdiskussion startete mit folgenden Gesprächspartnern:

  • Martin Darting (Wine Systems)
    Weinberater, Ausrichter verschiedener Internationaler Weinpreise, wie z.B. des „International Organic Wine Award“ & Entwickler des PAR-Verkostungssystems
  • Prof Dr. Gemmrich (DINE Institut)
    Entwicklung des Zertifizierungssystems Fair Choice
  • Hanneke Schönhals
    Bio-Winzerin und Mitbegründerin der Initiative „Zukunftsweine“
  • Lara Lambrich
    Studentin, die das Thema Nachhaltigkeit in ihrer Bachelorarbeit auf vielseitige Weise beleuchtet
  • Kristine Bäder
    Mitarbeiterin beim Weingut Wohlgemuth-Schnürr, das fast 60% PIWI-Rebsorten im Bestand hat

Unser Ziel eine solche Informationsrunde einzubringen war es, dass einige Begrifflichkeiten geklärt werden können und jede:r danach ein wenig mehr Klarheit für sich gewinnen kann. Was kann man unter Nachhaltigkeit (diesem doch sehr strapazierten Begriff) verstehen? Auch einige interessante Punkte, wie die Stellung Deutschlands im internationalen Vergleich, oder welche Einzelaspekte eine sehr große Bedeutung haben können, werden sicher vielen in Erinnerung bleiben. Einige Schlagwörter fielen sowohl während , als auch noch später in den Diskussionen:

  • Auswahl und die Art der Verwendung von Flaschen können bis 60% des gesamten CO2-Fussabdruckes ausmachen
  • Nachhaltigkeit umfasst mindestens drei Bereiche: Ökologie, Ökonomie & soziale Aspekte
  • Eine nachhaltig produzierte Flasche Wein muss eigentlich zu einem Mindestpreis von 6,50€ angeboten werden (laut einer Studie)

… um nur einige wenige Punkte zu nennen …

Wer dachte er hätte sich jetzt eine Pause verdient, musste vertröstet werden, denn jetzt kam erst mal der richtige Spaß. Das Speed-Tasting mit den rheinhessischen Winzer:innen!

Wir hatten auch diesmal eine sehr bunte Auswahl an teilnehmenden Weingütern, die uns folgende Weine zum Verkosten mitgebracht hatten:

Weinhaus Kissel, Saulheim

2020       Chardonnay & Sauvignon Blanc, trocken
2020       The Corg, Weisswein-Cuvée / feinherb
2020       Spätburgunder ,,Blanc de Noir“ / trocken

Marleen Ebling Weine, Hofgut Ebling, Schornsheim

./.            Sauvignon Blanc Sekt brut
2020       Weißburgunder & Chardonnay, trocken
2020       Riesling Terra Fusca trocken

Weingut Wohlgemuth-Schnürr, Gundersheim

2021       Sauvignac, trocken
2021       Muscaris Feingeist
2020       Cabertin, trocken

Selektion Rheinhessen, Rheinhessenwein eV.

2020       Stadecker Lenchen Silvaner trocken
Weingut Posthof, Doll & Göth (Stadecken-Elsheim)
2020       Westhofener Steingrube Riesling trocken
Weingut Michel-Pfannebecker (Flomborn)
2019       Sulzheimer Schildberg Portugieser trocken
Weingut Clemens (Sulzheim)

Weingut Bernhard, Wolfsheim

2021       Silvaner, trocken / Gutswein
2020       St. Johanner Scheurebe, trocken / Ortswein
2020       „Wilde Hilde“, rosé, trocken / Sisters Club

Weingut Hamm Burgkirche, Ingelheim

 Ingelheimer Sauvignon Blanc, trocken / Ortswein
Cabernet Sauvignon & Merlot, feinherb / Gutswein 
Spätburgunder, trocken, Alte Reben / Ortswein

Weingut Schönhals, Biebelnheim

2021       Saphira, trocken / Gutswein
2020       Oranje, Cabernet Blanc / Orange Wine
2020       Biebelnheimer Pinot Noir Löss, trocken

Weingut Gebert, Siefersheim

2021       Riesling, Siefersheimer Heerkretz / Lagenwein (Fassprobe)
2020       Riesling, trocken / Siefersheier Ortswein
2020       Gewürztraminer „Ko Tao“, trocken / Gutswein

Weingut Rolletter, Ingelheim/Groß-Winternheim

2021        Weißburgunder, trocken
2020       Riesling Groß-Winternheim, trocken 
2019       Spätburgunder Ingelheimer Horn, trocken

Weingut Huppert, Gundersheim

Handschrift Weißwein Cuvée
Handschrift Rotwein Cuvée
Lemberger trocken

Aber noch immer war an Verschnaufen nicht zu denken, denn während der eine Event noch lief, bereitete Martin Darting bereits den nächsten Programmpunkt vor.
Die Käseverkostung. Aber wer Martin kennt weiß, dass das keine „stinknormale“ Verkostung werden würde. 😉 Oder wer hätte schon einen knackigen Riesling zum (mindestens) 17 Monate gereiften Comté kredenzt?
Und auch die Theorie kam nicht zu kurz, was manche vielleicht sogar etwas überforderte, dann nach einem so vollen Tag noch die spannenden Infos zur Theorie von Sensorik, Lab, Milchsäure zur Käseherstellung, Zusammensetzungen & Qualitätsstufen zu erfahren – da benötigt man schon Ausdauer!

Folgende Weine und Käse konnten wir im Zusammenspiel mit dem Käse genießen:

Aber jetzt! Gegen 20 Uhr waren dann doch alle Programmpunkte erlebt und nach einem leckeren Abendessen ließen wir den Tag ausklingen. 


Der Sonntag beim Vinocamp – dann doch mit ein bisschen Sonne

Ausschlafen am Wochenende? Das gibt es nur wenn kein Vinocamp ansteht! 😂

Pünktlich um 09:00 Uhr trafen wir uns wieder für die bereits geplanten Sessions vom Vortag. Dieses Vorgehen stellte sich als recht gut heraus, ebenso wie manche Angebote an beiden Tagen anzubieten, so dass möglichst viele Teilnehmer:innen die Chance hatten dabei zu sein.

Unsere Sessions am Sonntag:

  • Gemischter Satz aus Rheinhessen, Franken, Rheingau, Mosel & Nahe. Eine kleine Einführung
  • PAR-Ausbildung – Was kann man sich darunter vorstellen?
  • Ungeschwefelt & ungekühlt – Wie verändert sich der Wein?
  • Langlebige Weine – Ist auch das nachhaltig?!

Da die Sonne so langsam durchkam, freuten wir uns alle auf den Wechsel der Örtlichkeit und fanden uns alle ab 12 Uhr beim Weingut Wasem ein, für die letzte Etappe des diesjährigen Barcamps.

Philipp hieß uns Willkommen und nach einem kurzen Begrüßungsschluck starteten wir unseren Rundgang durch das historische Kloster Engelthal, das nicht nur ein Weingut beherbergt, sondern auch ein Restaurant (das hoffentlich bald wieder geöffnet sein wird), eine Vinothek mit Verkostungsmöglichkeit und die Weber Grillakademie.

  • Stadecker Weisser Burgunder trocken
  • Sauvignon Blanc trocken

Obwohl das Weingut an dem Sonntag auch „Tag der offenen Tür“ hatte, durften wir es uns noch für einige Zeit in der Scheune bequem machen, ein paar Weine verkosten, und letztmalig stärken (ein bisschen von dem leckeren Käse war noch vom Vorabend da) und mit unserer Recap-Session das Vinocamp Rheinhessen 2022 beschließen.

Euer Feedback war umwerfend – auch die Themenvorschläge, die wir für die nächsten Events schon mal gesammelt haben, waren sehr spannend. 

Was bleibt noch zu sagen? Ein ganz großes Dankeschön!

Ein Dankeschön an alle Teilnehmer:innen und vor allem an die Sponsoren, die diesen tollen Event wieder ermöglicht haben.

Ach übrigens – nicht vergessen – bis 30.06. habt Ihr noch die Möglichkeit Eure kostenfreie Wein Plus Mitgliedschaft zu sichern. Alle Teilnehmer:innen des Vinocamp Rheinhessen 2022 erhalten für ein Jahr einen kostenfreien Zugang zu einer der grössten Datenbanken für Weinwissen weltweit.
Das Jahresabo läuft automatisch ab, es ist also völlig risikofrei! Wer dabei war und die Nachricht mit dem Code nicht mehr findet – einfach gerne bei mir melden – das Angebot solltet Ihr nicht verpassen!

Wann findet das nächste Vinocamp Rheinhessen statt?

Nach dem Vinocamp ist vor dem Vinocamp!
Getreu dieses Mottos habe ich Eure Wunschliste entgegengenommen, wohin Ihr nächstes Mal möchtet, welche Themen Ihr Euch vorstellen könntet, was Euch gefallen hat …

Wir planen jetzt einfach mal für 2024 das nächste Vinocamp Rheinhessen und machen uns auf die Suche. Welcher Ort wird es werden? Wir sind genauso gespannt wie Ihr!

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… und ich bin ja mal richtig gespannt, wie weit es das Thema Nachhaltigkeit in den kommenden zwei Jahren in das allgemeine Bewusstsein schafft! 😉


PS
Alle Bilder, soweit nicht anders markiert, sind Copyright Marion Rockstroh-Kruft, sonst Joachim Kaiser Vinositas.
Jegliche Verwendung nur zu privaten Zwecken und und Nennung des Copyrights.
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